Sonntag, 3. Januar 2016

Jets oder nie!

New York - "Don't blow it now, Jets", titelte die "New York Post" diese Woche auf dem Cover. Vergeigt es nicht - so die Aufforderung an die Jungs in Grün, wenn es am  Sonntag ab 18:55 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de in das entscheidende Spiel bei den Buffalo Bills geht.
Grün ist eigentlich die Farbe der Hoffnung. Auch wenn es Fans der New York Jets ungern hören, aber Grün passt auf die letzten Jahre bezogen so überhaupt nicht zu den New Yorkern. Ihrem Team klebt das Pech am Schuh. Statt Hoffnung charakterisiert eher Leidensfähigkeit den gemeinen Jets-Fan.

New Yorks Warten auf Titel

New York ist die einzige US-Stadt mit mindestens zwei Profiteams allen vier US-Sport-Ligen. Dennoch musste die sportverrückte Metropole in den vergangenen drei Jahren auf NFL-Playoffs verzichten.
Und erst recht auf Meisterschaften. Seit fast vier Jahren wartet der Big Apple auf einen Titel. Keine Yankees, keine Mets. Keine Knicks, keine Nets. Keine Rangers, keine Islanders. Keine Giants, bleibt nur noch die Hoffnung Jets.
Zumindest die New York Giants zehren von ihren beiden Super Bowl Siegen gegen die New England Patriots 2008 und 2012 - eben New Yorks letztem Titel - und weiteren sechs Meisterschaften in ihrer 90-jährigen Geschichte.

Giants die New Yorker Lieblinge

Seit Jahrzehnten sind die "G-Men" Everybody's Darling in New York. Ähnlich wie bei den Yankees und Mets im Baseball ist die Football-Rangordnung in der Stadt am Hudson historisch und kulturell klar verteilt.
Die Jets fristen im Big Apple nur ein Außenseiter-Dasein. Ihre glorreichen Zeiten liegen weit zurück. 1969 sagte Quarterback Joe Namath großspurig einen Sieg im Super Bowl III gegen den haushohen Favoriten Baltimore Colts voraus: "Ich garantiere ihn". Und "Broadway Joe" sollte Recht behalten. Bis heute ist der 16:7-Erfolg der Jets eine der größten Überraschungen in der US Sport-Historie.
Das liegt mittlerweile auch schon fast ein halbes Jahrhundert zurück. Seitdem steht die Franchise von Besitzer Woody Johnson eher sinnbildlich für fragwürdige Draft-Picks, die die eigenen Fans verzweifeln lassen, den Butt Fumble oder das  Geno-Smith-IK Enemkpali-Fiasko zu Beginn dieser Saison.

Erzfeind Boston

Doch dieses Jahr ist alles anders und soll alles anders werden. Die Giants verpassten zum vierten mal in Folge die Playoffs. Bühne frei und Licht an für das grünfarbene Außenseiterteam in New York.
"In meiner Kindheit wuchs ich als Giants-Fan auf", sagt der New Yorker John McKeon, Kenner der Szene vom Portal americanfootballinternational.com. "Aber ich bin kein großer Tom-Coughlin- oder Eli-Manning-Fan. Ich bin für jedes Team, das die Patriots schlägt. Als New Yorker wäre es schön, wenn man in den Playoffs ein Team zum Mitfiebern hat."
Eine Rivalität gibt es nicht wirklich zwischen den Jets und Giants. Der Spielplan der NFL sah seit 1970 nur 13 Stadt-Derbys vor. Viel wichtiger sind den Fans und Teams die Duelle mit den jeweiligen Division-Gegnern und die Städte-Rivalität mit Boston.
Am Ende halten die New Yorker doch zusammen.

Starke Saison von Fitzpatrick

Dabei bereitet das Team auch in dieser Zusammenstellung richtig Freude, wie McKeon verrät: "Die Jets sind schon talentiert. Quarterback Ryan Fitzpatrick spielt richtig gut, Wide Receiver Brandon Marshall fängt überragend und Running Back Chris Ivory überrennt seine Gegenspieler. In der Offense haben sie einige Waffen und defensiv sind sie unter anderem mit Muhammad Wilkerson und Darrelle Revis auch sehr gut aufgestellt."
Spielmacher "Fitzmagic" verzaubert sich und die Fans. Seine 29 Touchdowns und nur 12 Interceptions sind Karriere-Bestwerte. Der Routinier, bisher eher Kategorie Wandervogel, scheint in seiner elften Saison bei den Jets endlich angekommen.
Marshall ist sein bester Passempfänger. Die 101 Catches des fünfmaligen Pro Bowlers sind mehr als jeder andere Jets-Receiver vor ihm. Nur noch 59 Passing Yards fehlen der Nummer 15 für einen weiteren Franchise-Rekord. Kaum zu glauben, aber beide Führungsspieler standen in ihrer Karriere noch nie in den Playoffs!

Ein Sieg bis zu den Playoffs

Die Jets sind zur Zeit heiß wie Frittenfett, haben einen Siegeslauf von fünf Spielen in Folge. Vor allem der Overtime-Erfolg gegen die New England Patriots war psychologisch besonders wichtig, sollte es in der K.o.-Runde zu einem erneuten Aufeinandertreffen kommen.
Doch dafür müssen sie sich erst einmal qualifizieren. Um den verbleibenden Wildcard-Platz geht es ins Fernduell mit den Pittsburgh Steelers. Immerhin die Jets kontrollieren ihr eigenes Schicksal. Ein Sieg und sie sind dabei.
Zuletzt versetzten die Jets ihre Stadt 2009 und 2010 in Football-Extase. Unter dem damaligen Head Coach Rex Ryan zog die "Gang Green" zweimal in Folge in das AFC Championship Game ein. Bloß einen Sieg entfernt vom Super Bowl Einzug. Es sollte nicht sein.

Duell mit dem einstigen Head Coach

Genau dieser Rex Ryan steht am Sonntag bei den Buffalo Bills als Strippenzieher in der gegnerischen Sideline und könnte mit den Bills seinem Ex-Team die Saison verderben. "Same old Jets" würde wohl am nächsten Tag auf dem Cover der "New York Post" prangen.
Cornerback Antonio Cromartie meint, dieses Same-Old-Jets-Mantra sei überwunden: "Hier herrscht eine komplett andere Mentalität seit Head Coach Todd Bowles da ist. Wir bekommen die Sache gedreht und erledigen die Dinge jetzt richtig."
In New York ist Jets-Grün wieder die Farbe der Hoffnung.


Dieser Artikel erschien am 2. Januar 2016 auf www.ran.de

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